Silvesterreise nach Prag mit RAINBOW Tours...

... oder die sich ständig widerlegende Frage "Kann es noch schlimmer werden???"

Der folgende Bericht über meine Reise nach Prag Silvester 2000/2001 mit RAINBOW Tours ist in keinerlei Weise erfunden oder durch Übertreibungen ausgeschmückt. Alles was ich hier niederschreibe entspricht den Erlebnissen von meiner Freundin Lotte und mir und noch vielen anderen jungen Leuten, die uns auf der ominösen Busfahrt begleiteten. Natürlich sind Erlebnisse subjektiv, dafür sind sie aber noch ganz besonders frisch in unserem Gedächtnis: die Fahrt ist gerade mal 2 Tage her!

Also lehnen Sie sich bequem zurück und genießen Sie die Reise aus Ihrem wohlig warmen Wohnzimmer heraus. Ich garantiere Ihnen, im nachhinein werden Sie sich freuen, nur imaginär an unserem Ausflug teilgenommen zu haben.

Wir wollten mal etwas besonderes an diesem Silvester machen, mal rauskommen aus Deutschland und uns nicht auf die mühselige Partyplanung unserer Freunde verlassen. Da schien RAINBOW Tours genau das Richtige zu sein: Für relativ wenig Geld, boten uns die Werbeplakate in den Bussen und Bahnen an, verreisen zu können über Silvester.

Ich besorgte also den Katalog von diesem im Norden nicht gerade unbekannten Reiseveranstalter und wir entschieden uns für die sogenannte "Special Classic" – Tour nach Prag. In den Unterlagen hörte sich diesen Reise wirklich vielversprechend an, deshalb hier für den Leser der Originaltext aus dem RAINBOW Tours Katalog (S.20):

Special Classic

1.Tag:(30.12.2000) Wie beim Kurztrip (auch ein Angebot des Veranstalters, Anm. des Autors) startet Ihr am Samstagabend mit unserem Fernreisebus Richtung Tschechien.

2.Tag:(31.12.2000) Am Silvestermorgen erreicht Ihr die Moldaumetropole. Ihr habt die Möglichkeit, an unserer abwechslungsreichen Info Tour durch die Kulturhauptstadt 2000 teilzunehmen. Am frühen Nachmittag checkt Ihr im Hotel ein, um Euch auf die letzten Stunden des Jahres vorzubereiten. Mit netten Menschen aller Nationen könnt Ihr auf der Karlsbrücke, dem Wenzelplatz, dem Altstädter Rathaus das neue Jahr begrüßen. Wer möchte, feiert mit uns auf unserer RAINBOW Tours Party (siehe Partytipp).

3.Tag:(01.01.2001) Nach dem Katerfrühstück steht Euch noch ein ganzer Tag in Prag zur Verfügung. Ihr könnt diesen Tag für eigene Entdeckungen nutzen oder Ihr begleitet uns auf unseren Ausflug zur Prager Burg auf dem Hradschin (DM 15,-). Für den Nachmittag haben wir noch eine Überraschung für Euch parat, bevor wir Euch auf unserer abschließenden Lichterrundfahrt den Abschied von Prag erleichtern wollen (DM 12, - inkl. Sekt – oder Wodkabowle). Erst am späten Abend starten wir ab Wenzelplatz wieder Richtung Deutschland.

4.Tag:(02.01.2001) Entspannt erreicht Ihr Dienstagmittag Eure Heimatorte.

à schon für DM 199,-

Des weiteren standen auf S.21 die Leistungen, die RAINBOW Tours den Passagieren entgegenbringt.

Leistungen:

So stand die Reise also im Katalog beschrieben, für 199 DM. Zusätzlich waren unterhalb dieser Beschreibungen die Abfahrtsorte und – zuschläge angegeben.

Dies bedeutete, daß man je nach dem, von welchem der möglichen Abfahrtsorte man losfahren wollte, eine bestimmte Zuschlagspauschale zahlen mußte; je länger man mit dem Bus mitfuhr, also je früher man zustieg, desto mehr mußte man zahlen.

Da wir aus Mainz kommen, war Köln der am nächsten gelegene Abfahrtsort. Das hieß für uns noch mal 25 DM.

Das entbehrte sich für uns zwar jeglicher Logik, da sich jemand, der länger diese beschwerliche Fahrt ertragen muß auch gleichzeitig mehr zahlen muß, obwohl er doch mehr Strapazen erleidet! Aber egal, wir nahmen diese Tatsache hin und beruhigten uns damit, daß wir schließlich auch mehr Sprit verfahren durften.

Der Preis sollte also für jeden von uns bei 224 DM liegen.

Ich rief bei RAINBOW Tours an, um zu buchen. Dabei stellte sich heraus, daß wir aufgrund der Kontingenterhöhung noch zusätzlich 45 DM zahlen sollten. Kontingenterhöhung??? Was war das denn? Die nette Dame am Telefon erklärte mir, daß die Reise, die ich buchen wollte eigentlich schon ausgebucht war, aber RAINBOW Tours hatte noch mal Plätze organisiert (sich also um Reiseplätze und Hotelplätze gekümmert). Deshalb mußten wir draufzahlen. Nun gut dachten wir, schließlich ist das was man auf den letzten Drücker bekommt meistens nicht mehr so billig.

Wir buchten die Reise schließlich für 269 DM.

Unsere Reise sollte um 16 Uhr am Breslauer Platz am Kölner HBF losgehen. Pünktlich waren wir an Ort und Stelle und lernten gleich noch 6 andere Leute kennen, die mit uns auf den RAINBOW Bus warteten. Es regnete und war kalt, so daß wir uns unterstellten, jedoch die ganze Zeit die Straße im Auge behielten um den Bus nicht zu verpassen. Mit einer Gruppe von 8 Leuten standen wir nun da und es war saukalt! Es wurde halb fünf, schließlich fünf und nichts geschah...

Es wurde halb sechs und das Warten war gar nicht mehr lustig. Langsam kamen uns die Zweifel. Das wir den Bus übersehen hatten kam gar nicht in Betracht, da wir die Straße seit vier Uhr kontinuierlich beobachteten, und außerdem waren wir ja 8 Leute, also eine auffällige Gruppe, die gemeinsam nicht übersehen konnte und auch nicht übersehen werden konnte.

Um sechs Uhr rief einer aus der Gruppe schließlich den RAINBOW Notdienst an, eine Nummer die für den Notfall vorgesehen war.

Wir erfuhren die besagten Busse vor etwa einer halben Stunde, nach 1 ½ Stunden Aufenthalt am Kölner HBF losgefahren waren. (?) Aha! Wie war das denn möglich gewesen?

Die Sache sollte sich schnell klären...

Die Busse kamen schließlich um halb 7. Also nachdem wir zwei einhalb Stunden gewartet hatten Sie waren voll von verärgerten jungen Menschen, die schon seit 16 Uhr in den Bus saßen und außer, daß sie einen Kurztrip nach Leverkusen (denn soweit war der Bus schon gekommen bevor er umdrehte!) und zurück hinter sich hatten, noch keinen Zentimeter in Richtung Prag hinter sich gebracht hatten. Verständlich also Ihr Ärger!

Nur, daß wir nicht daran Schuld waren. An den Bussen war äußerlich nicht erkennbar, daß sie zu RAINBOW Tours gehörten, da sie mit dem Schriftzug des gecharterten Busunternehmens "Tappe" versehen waren. Nur ein kleines Schild auf der Windschutzscheibe wies auf RAINBOW Tours hin. Wir hatten die Busse also nicht gesehen, bzw. nicht erkannt.

Fragt sich nur, warum uns keiner gesehen hatte? Eine unübersehbare Gruppe von 8 Leuten!?

Uns hatte keiner gesehen, weil keiner daran interessiert war uns zu sehen! Es gab einen Reiseleiter, der allerdings für den "Kurztrip"- Bus (die Reise für die Leute, die Prag für zwei Tage ohne Übernachtung gebucht hatten) zuständig war. Es gab also in Köln keine Person, die darüber Bescheid wußte, wie viele und welche Leute erwartet wurden. Keine Liste, die unsere Namen enthielt. Kein Wunder also, daß uns keiner vermisst hatte. Noch schlimmer, daß sich keiner mal auf dem Gelände, wo die Busse hielten, umgesehen hatte, ob da noch Leute sind, die mit RAINBOW Tours fahren wollen.

Die zweite Frage, die sich aufwarf war, warum die Busse dann bis halb sechs, also 1 ½ Stunden, am Kölner HBF standen, wenn sie nicht auf Vermisste warteten?

Ein paar uns Wohlgesinnte, die die Situation durchblick hatten und dadurch erkannten, daß die Verspätung nicht unsere Schuld war konnten uns das erklären: Die Reiseleiterin des anderen Busses mußte dringend Faxe verschicken gehen, das dauerte eben 1 ½ Stunden!

Wegen dem ganzen Hin und Her resignierten in Köln die ersten drei Leute und verließen den Bus.

So startete Christian, 29, unser Busfahrer schließlich um 19.00 Uhr den Bus und wir fuhren los, ohne Reiseleiter, denn dieser sollte erst in Hannover zusteigen.

A apropos Christian! Wichtig wäre noch zu erwähnen, daß dieser gerade im Begriff war seine erste Busreise anzutreten. Es dauerte nicht lange, bis wirklich jeder gemerkt hatte, das er noch sehr unerfahren im Busfahren war: nicht nur , daß er an fast jeder Ampel den Bus abwürgte, er hatte auch keine Ahnung von der Strecke, so schien es mir. Auf Teufel komm raus blieb er dem RAINBOW Bus der vor uns fuhr, und von einem älteren, erfahrenen Busfahrer gelenkt wurde, der scheinbar als einziger die Strecke kannte dicht auf den Fersen. Diese Verfolgung ging sogar soweit, daß Christian rote Ampeln überfuhr um seinen Vordermann nicht zu verlieren!!!

Nächste Station war Essen. Hier kamen wir also mit dreistündiger Verspätung an und durchgefrorene Menschen bestiegen den Bus, während wieder zwei Passagiere absprangen. Auch sie hatten anscheinend die Lust auf Silvester mit RAINBOW Tours verloren. (Wie sich später rausstellte waren das alles hellseherische und feinfühlige Menschen, die schon früh die Situation, wenn auch vielleicht eher zufällig, richtig erkannten!).

Die Stimmung im Bus war nicht gerade freundlich, einerseits waren wir ja die Sündenböcke für die Verspätung, andererseits lachten wir nicht über die Witze des proletigen "Alleinunterhalters"(ein betrunkener Mitreisender), der sich vorne plaziert hatte und mit Hilfe des Mikrofons versuchte die Stimmung anhand von Fußball- und Karnevalsliedern zu heben. Damit machten wir uns vor allem bei ihm und seinen Kumpels unbeliebt. Teilweise mußte sich das Pärchen, daß neben uns saß (er aus Venezuela, sie aus Helsinki) ausländerfeindliche Sprüche wie " Is ja klar, daß IHR keinen Spaß versteht!" anhören. Sie taten mir leid, weil sie sich wirklich gegen die Meute von besoffenen Wichtigtuern nicht wehren konnten. Auch nicht, als der betrunkene"Moderator" dem Mädchen Bier über die Hose schüttete!

Und unser Busfahrer Christian besaß sowieso keine Autorität, um dazwischen zu greifen.

Nächste wichtige Station war eine Raststätte bei Herford, wo der "Zweitbusfahrer" (vielen Dank lieber Gott!) und seine Frau zustiegen. Mittlerweile hatten sich die beiden Busse getrennt, der Kurztrip – Bus war schon auf direktem Wege nach Prag, wie aber mußten ja noch Hannover anfahren, um die restlichen Passagiere aufzugabeln und natürlich den allwissenden Reiseleiter.

In Hannover angekommen hatten wir schon fünf Stunden Verspätung. Die ca. 5 Leute die dort zustiegen erklärten, der Reiseleiter sei vor kurzen, verärgert über die Verspätung des Busses, nach Hause gegangen. Ach so! Also kein Reiseleiter !

Der mittlerweile entnervte Busfahrer (der ältere), der selber nichts für die komplette Unorganisation von RAINBOW konnte, erklärte, daß wir ohne Reiseleiter die Pragtour vergessen könnten, da weder er, noch das angemietete Busunternehmen Informationen darüber welche Leute und wie viele mitfahren, noch wo er uns genau hinbringen soll. Geschweige denn, wo das Hotel liegt, in dem wir wohnen. Verständlich !

Also wurde etwa 1 ½ Stunden kräftig rumtelefoniert, der ursprüngliche Reiseleiter war nicht erreichbar : Handy ausgestellt! Sein angeblicher Vertreter wußte nichts von einer Vertretung – der also auch nicht....

Endlich konnte die Zentrale von RAINBOW Tours in Hamburg einen Ersatz für unseren Reiseleiter finden. ANITA!!! Die war allerdings noch in Hamburg, weil sie nämlich zu Hause war und gerade schon geschlafen hatte.

Also mußte Anita ihre Sachen so schnell wie möglich packen, die Unterlagen irgendwoher bekommen (?) und zum Treffpunkt, der Raststätte "Zweidorfer Holz" kurz vor Braunschweig, kommen. Dort sollten wir auf sie warten.

Schließlich war die Sache mit dem Reiseleiterersatz um 1 Uhr geklärt und wir fuhren wieder los, zu der besagten Raststätte. Um 2 Uhr kamen wir dort an.

Dort rechnete uns der unparteiische Busfahrer vor, daß es mindestens schon wieder 2 Stunden dauern würde, bis Anita aus Hamburg angereist käme.

Müdigkeit, Verzweiflung und Hunger machten sich breit.

Sie trieben einige Schwachsinnige aus unser Gruppe sogar soweit, daß diese begangen sich zu prügeln.

Schon wieder verloren drei Leute die Lust auf unsere Pragreise (besser gesagt: fast alle hatten die Lust mittlerweile verloren, nur eben diese drei hatten die Möglichkeit zurückzufahren, da sie nicht weit entfernt von der Raststätte wohnten). Sie riefen sich ein Taxi und ließen sich abholen. Und wir alle beneideten sie.

Um vier Uhr nachts hatte das Warten auf Anita ein Ende. Sie kam mit dem Taxi aus Hamburg und der Reisepreis hatte 500 DM betragen. Wieder mal ein fabelhaftes Beispiel für die "gute" Organisation unseres Reiseveranstalters!

Anita versuchte uns gleich mit ein paar wirklich lustigen Sprüchen wie "Habt ihr gute Laune?" zu ermuntern, aber das war nix mehr zu machen. Wir waren total übermüdet, weil der Bus nicht den geringsten Schlafkomfort bieten konnte (außer das sich die Rückenlehne um 5cm nach hinten bewegen ließ, damit ,machte man sich aber nur Feinde in der hinteren Reihe!).

Außerdem herrschte im Bus mittlerweile eine angespannte Atmosphäre, da niemand mehr wirklich Lust hatte auf RAINBOW Tours, die schlechte Organisation und dieses ständige Warten...

So nun ging es aber dennoch los Richtung Prag. Endlich!!! Denn wenn man sich genau die Deutschlandkarte anschaut, dann waren wir bis jetzt nur im hohen Bogen durch Norddeutschland gefahren, hatten uns Prag aber nicht wirklich genähert.

Aber jetzt! Der Gedanke heiterte uns auf und wir schafften die Strecke nach Dresden ohne sonderliche Zwischenfälle in 3 Stunden.

In Dresden angekommen verabschiedeten wir uns noch von zwei unserer Passagiere, die auf anraten des Busfahrers die Pässe noch mal auf ihre Gültigkeit zu kontrollieren, gemerkt hatten, daß diese vor einem Monat abgelaufen waren.

Die beiden Mädchen wurden um sieben Uhr morgens in einem Stadtteil von Dresden, in der Nähe eines Bahnhofs rausgelassen.

Der mittlerweile nur noch halbvolle Bus fuhr endlich Richtung Grenze.

Dort standen wir dann zwar auch wieder über eine Stunde, die kann man RAINBOW Tours mal ausnahmsweise nicht zurechnen, da wir von den Grenzbeamten aufgehalten wurden.

Anita wollte mit uns feiern, daß wir endlich Tschechien erreicht hatten und bot uns ein Sektfrühstück an, aber im Endeffekt gab es weder den versprochenen Sekt noch das Frühstück. Als einziges wurde uns billiger Perlwein angeboten, der so widerlich schmeckte, das ihn jeder der davon trank wieder ausspuckte und heimlich ausgoß an der nächsten Raststätte. Nur Anita schien er fabelhaft zu schmecken. Naja, sie war ihn ja als RAINBOW Tours Reiseleiterin gewöhnt.

Ja, und das versprochene Frühstück, das uns noch auf den Reiseablaufbeschreibungen angekündigt worden war, das blieb auch sang- und klanglos weg.

Wir erreichten also nicht, wie auf diesen Zetteln angekündigt "frisch gestärkt" die "Donaumetropole", wir erreichten total hungrig die Moldaumetropole Prag, aber immerhin erreichten wir sie endlich um 12 Uhr mittags.

Nachdem Christian (ja, er durfte auch mal wieder fahren) der Busfahrer etwa dreimal quer durch die gesamte Stadt und zurück und wieder hin gefahren war, weil er nie wußte wie er wenden soll, stellte er den Bus endlich auf einem Parkplatz ab und wir durften aussteigen. Jetzt sollten wir noch bis halb drei in der Stadt rumlaufen und uns die Zeit vertreiben, weil wir erst um 15 Uhr im Hotel einchecken durften. Stand im Katalog nicht etwas vom einchecken am FRÜHEN Nachmittag? Ja, aber es lief ja sowieso alles schief...

Einige beschwerten sich zurecht bei der Reiseleiterin, daß wir jetzt noch in der Stadt rumlaufen müßten, obwohl wir ja so müde wären, daß wir uns am liebsten ins Hotelbett legen würden. Daraufhin meinte Anita nur, daß einchecken halt erst um 15 Uhr wäre, und außerdem wüßte sie sowieso gar nicht wo es liegt, geschweige denn wie es heißt, da sie die Schrift in ihren Unterlagen nicht entziffern könnte.

(Ah so!!!!) Ja und jetzt müsse sie sich erst mal erkundigen und das dauert zwei Stunden. Treffpunkt 14.30 Uhr am Parkplatz.

O.K., nach zwei Stunden in der Stadt, in denen wir wenigstens mal was essen konnten, gingen wir wieder zum Bus zurück.

Dort erklärte uns der Busfahrer, Anita sei gerade weggefahren mit einem anderen Reisbus von RAINBOW, irgendjemand holen, der Bescheid wüßte.

Wieder warten...

Nach über einer halben Stunden kam sie wieder mit Diane, auch eine Reiseleiterin, die wenigstens wußte, wo die Hotels liegen.

Wir fuhren Richtung Hotel.

Auf diesem Weg erzählte uns Diane noch von dem unglaublich phantastischen Angebot das RAINBOW Tours uns in den nächsten Stunden gegen einen geringen Aufpreis zu bieten hatte.

NEIN DANKE!!! (Bloß nichts mehr mit RAINBOW Tours machen als noch nötig!)

Wir kamen also im Hotel an und wir bekamen unsere Münder nicht mehr zu vor Verblüffen. In diesem von außen wirklich edel aussehenden Gebäude durften wir übernachten?

Die Personen im Bus wurden aufgeteilt, die einen (darunter wir) sollten in eben diesem Hotel einchecken, die restlichen sollte, nachdem wir eingecheckt hatten, in ein anderes Hotel gebracht werden.

Also betraten wir Glücklichen, die schon am Ziel waren das "Top Hotel Praha" (Blazimska 1781/4, 14900 Prag 4, Tschechische Republik) und es sah wirklich luxuriös aus: die große Rezeption am Eingang, der marmorähnliche Fußboden, hier eine Cocktailbar, da eine Ruhezone mit gemütlichen Sesseln. Ein kleiner Springbrunnen in der Empfangshalle...

Wir wurden weitergeleitet und sollten uns an das andere Ende des Hotels begeben, einmal quer durch das ganze Erdgeschoß.

Vorbei kamen wir an einigen Zimmertüren der Hotelgäste. Alles schien frisch renoviert.

Am Ende des Ganges, als es nicht mehr weiter ging sollten wir um die Ecke biegen und dort, plötzlich eine ganz andere Welt! Vorbei der Prunk, vorbei der Luxus!

Eine extra Rezeption für die Hotelgäste 2.Klasse, die der aus der Empfangshalle nicht im geringsten glich erwartete uns dort. Alles schien schmutzig und verkommen.

Zuerst mußten die Zimmer eingeteilt werden, wieder ein Zeichen dafür, daß im Vorfeld nichts organisiert wurde. Falsche Einteilungen kamen zustande und das dauerte und dauerte wieder.

Endlich hielt ich eine Zimmerschlüssel in der Hand "B 527", also fünfter Stock.

Wir nahmen den Aufzug, was sich als Fehlentscheidung rausstellte, denn nicht nur das es Stockdunkel in dem Fahrstuhl war, weil das Licht kaputt war, er blieb auch mehrmals stecken, so daß wir dann doch, nachdem er uns zurück ins Erdgeschoß gebracht hatte, in den fünften Stock liefen. Dort sahen wir schon die Pfeile Richtung Zimmer 520 bis 550. Als wir dort um die Ecke bogen, liefen wir jedoch gegen eine Holzwand!

Das konnte doch nicht sein! War es möglich, daß unser Zimmer überhaupt nicht mehr existierte? Also wieder zurück zur "Billig – Rezeption" um dort mal nachzufragen. Einige Schlaue war uns aber schon zuvorkommen und verrieten uns, daß der Trakt, in dem unsere Zimmer lagen durch ein ominös umfunktioniertes Zimmer im Erdgeschoß zu erreichen waren. Ein wahres Labyrinth!

Also wieder hoch in den fünften Stock. Uns kam das Entsetzen! Dieser Trakt in dem wir schlafen sollten glich einem runtergekommenen Heim für Obdachlose. Der verdreckte PVC –Boden ließ darauf schließen, daß dort schon sehr lange nicht geputzt wurde. Die Wände und Türen war verschmiert. Es roh bestialisch. Kein Wunder also das man eine Holzwand zwischen den Trakten eingebaut hatte! Sie sollte den Gästen des besseren Teils des Hotels den Blick auf unseren verwahrlosten Teil versperren ! Wir kamen uns erniedrigt vor.

Die Türen war beklebt mit Aufklebern, der Staub stand überall zentimeterhoch.

Zimmer 527 war schnell gefunden, ich schloß die Tür auf...

Ein stickender Geruch kam uns entgegen. Das Zimmer war schrecklich aufgeheizt, die Heizung konnte man aber nicht abdrehen.

Die Toilette, die wir nun benutzen mußten war das widerlichste was ich je gesehen habe, nicht nur, daß sie nicht geputzt war und der braune Kalk der sich festgesetzt hatte unerträglich stank, das eckelhafteste war, daß sich in dem Behälter für das Klopapier lauter tote Motten und andere Käfer befanden.

Wir waren angewidert und trauten uns kaum noch etwas anzufassen.

Wenigstens das Bett sah frisch bezogen aus, auch wenn sich in dem Bezug eine stickende, alte, dreckige Decke befand. Aber die Müdigkeit ließ uns darüber hinwegsehen und wir legten uns hin.

Draußen ließen Leute Böller knallen und der Krach drang durch das unisolierte Fenster. Vor Hunger und Müdigkeit war mir ganz schlecht. Ich konnte kein Auge zutun.

Die Freundin, die mich begleitete schlief jedoch schließlich ein.

Als sie aufwachte, erzählte sie mir, sie hätte die ganze Zeit das Gefühl gehabt, Käfer würden auf ihrem Körper entlang krabbeln. Ich lächelte. Doch als sie die Bettdecke hob stellte sich raus, daß das keine Halluzinationen waren....

Lauter kleine schwarze Käfer krabbelten unter ihrer Bettdecke!

Das war zuviel, ich ging in die Rezeption um mich nach Zügen zu erkundigen. Charlotte wollte keine Nacht länger unter diesen Umständen schlafen, außerdem graute es uns die gleiche Tortur auf der Rückfahrt wie auf der Hinfahrt zu erleben.

Schönes Ende für ein Jahr!!!

Als wir uns mit einem der Reiseleiter in Verbindung setzen wollten, um uns zu Beschweren, erfuhren wir, daß in unserem Hotel kein einziger Reiseleiter wohnte.

Kein Wunder, bei dem Dreck!!!

Wir sammelten unsere Kräfte und verließen die Bruchbude um wenigstens ein wenig von dem angebrochenen Silvesterabend zu haben. Der erste mögliche Zug fuhr um 13.09 Uhr am nächsten Tag. Noch eine Nacht in dem schrecklichen Zimmer, aber was sollten wir machen? Auf der Straße schlafen?

Wir entschlossen uns also den Zug am nächsten Tag zu nehmen und waren überglücklich als wir dann wirklich drin saßen und Richtung Heimat fuhren.

Auch wenn die ganzen Strapazen der Reise mir noch eine Erkältung beschert haben.

Nicht nur mangelnde Organisation und absolute Unprofessionalität seitens des Reiseveranstalters RAINBOW Tours, sondern auch die unübersehbare Geldgier der Organisation waren Schuld an der komplett mißlungenen Reise. Alles, was in der Verantwortung von RAINBOW lag ging schief. Und der Gipfel war noch die Frechheit des Veranstalters: auf unsere Anfrage, warum denn so Bruchbuden als Unterkünfte angemietet werden, obwohl die Qualität dem Reiseunternehmen bekannt sei (RAINBOW hat schon öfter dort gemietet) und so etwas doch wirklich unzumutbar sei, antwortete uns die Reiseleiterin, daß es halt nichts anderes gäbe über Silvester. Alles ausgebucht.

Stimmt, wenn man profitgierig ist schon! Wenn man aber einigermaßen fair handelt und den Leuten auch einen angenehmen Aufenthalt bieten möchte und nicht nur alles daran setzt sie bis aufs letzte Hemd abzuzocken, dann bietet man einfach keine Plätze mehr an für die Fahrt und erklärt sie für ausgebucht!

Naja, jeder kann sich jetzt ja selber ein Bild von RAINBOW Tours machen und entscheiden ob er ein einer Reise, die von diesem Reiseveranstalter angeboten wird teilnehmen möchte oder nicht. Ich glaube jetzt ist alles gesagt und ich bin froh, daß ich hoffentlich ein paar Leute warnen und vor unseren Erfahrungen bewahren konnte.

Noch eines sei gesagt: die Unterkunft von denen die noch in das andere Hotel gebracht werden sollten lag 45 km außerhalb von Prag, wie wir später erfuhren. Auch schön!